Keramikstandort - Seite 1

Gründung und Entwicklung der Porzellanfabrik Hermsdorf-Klosterlausnitz S.-A.

Die Aktiengesellschaft Porzellanfabrik Kahla des Strupp-Konzerns errichtete unter Generaldirektor Hermann Koch in der kurzen Bauzeit von März bis November 1889 in Hermsdorf/Thür. eine für die damalige Zeit recht großzügige Porzellanfabrik mit 10 Rundöfen, die am 1. Januar 1890 in betriebsfertigem Zustand an die Aktien­gesellschaft übergeben wurde und am 6. Januar den Betrieb aufnahm (Bild 1).1

Bild 1: Ansicht der Porzellanfabrik Hermsdorf-Klosterlausnitz von 1898

Für die Standortwahl Hermsdorf waren folgende Faktoren ausschlaggebend: der große Holzreichtum des »Altenburger Holzlandes«, die günstige Verkehrslage an der 1876 eröffneten Bahnlinie Gera - Weimar und das Vorhandensein zahlreicher Arbeitskräfte in dem existenzarmen Waldgebiet, verschärft durch den Umstand, dass mit Einführung mechanischer Sägemühlen im Holzland viele der früheren »Brettschneider« brotlos geworden waren. Außerdem besaßen die Kahlaer Aktionäre seit Jahrzehnten Geschäftsbeziehungen zu Porzellanmalern und -händlern der Region, insbesondere im benachbarten Reichenbach, die ihre Produkte auch aus Kahla bezogen. Die meisten Arbeitskräfte kamen damals aus Hermsdorf und Klosterlausnitz; Töpfer aus Bürgel und Porzellandreher aus dem Mutterhaus Kahla bildeten den Stamm an Fachkräften und Meistern.

Das wirtschaftliche Erfordernis für die neue Fabrik bestand im steigenden Bedarf an Porzellangeschirr für den Export, und dafür war die Fabrik auch ausschließlich vorgesehen, wobei Masse- und Glasuraufbereitung zunächst in Kahla erfolgten (Bild 2). Zu gleichem Zweck ging auch die bis 1889 der Fa. Unger & Schall gehörende Zwickauer Porzellanfabrik am 1. Januar 1890 durch Kauf in den Besitz des Bankhauses Strupp in Meinungen über und von diesem im Dezember 1890 an die Kahla A.-G.

Bild 2: Geschirrfertigung in der Hermsdorfer Porzelline